Köln, 18. April 2025
Das beschlossene Lieferkettengesetz in seiner abgeschwächten Form reicht nicht, um echte Transparenz oder fairen Wettbewerb zu sichern. Ein Startup aus Köln setzt jetzt auf strukturellen Wandel – mit einer Plattform für europäische Produktion.
Lieferkette im Griff – und trotzdem am Rand: Lokale Marken im Schatten des Systems
Während internationale Plattformen Milliarden in Werbebudgets, Logistiksysteme und Kundendaten investieren, bleibt lokal produzierenden Marken oft nur der Direktvertrieb über ihren eigenen Onlineshop – mit begrenzter Sichtbarkeit. Produzent:innen, die auf faire Materialien, Löhne und kurze Lieferketten setzen, können im digitalen Raum kaum mithalten. Nicht, weil ihre Produkte schlechter wären – sondern weil es ihnen an Reichweite fehlt. Die herrschende Plattformdominanz zwingt sie zur Präsentation ihrer Angebote inmitten von niedrigpreisigen Importprodukten unbekannter Herkunft.
„Nicht die Qualität ist das Problem – sondern ein Markt, in dem faire Produktionsbedingungen unsichtbar bleiben und Verbraucher:innen kaum Vergleichsmöglichkeiten haben.“, so Gründerin Michelle Kujawa.
„Buy from EU“ im Trend – Forderung nach digitaler Souveränität verdrängt wirtschaftliche Realität
Während viele derzeit auf den wachsenden Druck aus den USA blicken – etwa durch mögliche neue Trump-Zölle – gerät eine andere Entwicklung zunehmend aus dem Fokus:
Die Billigimportflut aus Fernost, die den europäischen Markt mit immer mehr Produkten zu Niedrigstpreisen überschwemmt.
Plattformen wie Temu, Shein und Co. verdrängen lokale Anbieter zunehmend aus der Sichtbarkeit. Das Betriebssterben geht weiter – und mit ihm verliert Europa Produktionskapazitäten, Know-how und wirtschaftliche Souveränität.
„Wir reden über digitale Souveränität – aber ohne wirtschaftliche Grundlagen ist das nur ein Lippenbekenntnis.“, sagt Mitgründer Hendrik Iserlohe. Die aktuelle “Buy from EU”-Bewegung muss weiter gedacht werden.
Lieferkettengesetz – Symbolwirkung statt Systemwandel?
Das EU-Lieferkettengesetz soll Verantwortung in globalen Lieferketten verankern. Doch in seiner aktuell verabschiedeten, stark abgeschwächten Fassung greift es erst ab einer Unternehmensgröße von mehr als 1.000 Mitarbeitenden – und lässt viele kleinere Akteure außen vor.
Gerade auf Onlineplattformen mit dezentraler Händlerstruktur ist fraglich, ob sich an den tatsächlichen Produktionsbedingungen etwas ändern wird. Das Marktbild bleibt gleich – und trifft ausgerechnet jene, die längst fair und transparent produzieren. Dabei wünschen sich viele Verbraucher:innen eine Alternative zu Amazon.
„Corporate Social Responsibility ist seit Jahren gesetzlich verankert – doch an der Umsetzung hapert es bis heute. Große Fast-Fashion-Konzerne florieren weiter. Was fehlt, sind belastbare Strukturen zur Kontrolle in den Produktionsländern. Dabei existieren genau diese in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union längst.“, so Gründerin Michelle Kujawa.
Infrastruktur statt Idealismus – was Youro anders macht
Das Kölner Startup hat deshalb einen anderen Ansatz gewählt: Youro ist der erste kuratierte Marktplatz ausschließlich für Produkte „Made in EU“. Neben der Herkunftstransparenz über Materialien und Produktionsorte geht es vor allem um eines: Sichtbarkeit – dort, wo Konsumentscheidungen getroffen werden.
„Viele unserer Partnermarken können sich keine Social Ads leisten, keine SEO-Agenturen und kein Fulfillment-Center. Was ihnen fehlt, ist nicht Qualität, sondern ein System, das sie auffängt.“, sagt Co-Founder Hendrik Iserlohe.
Gemeinsame Sichtbarkeit für regionale Produktion
Youro will langfristig eine Infrastruktur schaffen, die lokale Produktion wirtschaftlich konkurrenzfähig macht: über gemeinschaftliche Werbeformate, Versandlösungen und skalierbare Einkaufsgemeinschaften.
Bereits heute sind über 50 Marken mit mehr als 600 Produkten auf der Plattform vertreten. Die Anbindung erfolgt provisionsbasiert und mit minimalem technischem Aufwand – viele Onlineshops lassen sich in wenigen Minuten integrieren.
„Wir wollen die strukturellen Nachteile ausgleichen, die lokale Produzent:innen im Onlinehandel haben – und Verbraucher:innen informierte Kaufentscheidungen ermöglichen. Grundsätzlich sieht das kapitalistische System eine Mitgestaltung durch Konsument:innen vor. Doch dieser Hebel greift nur, wenn echte Markttransparenz besteht.“, sagt Kujawa.
Über Youro
Die Youro GmbH wurde 2024 in Köln gegründet. Das Startup betreibt den ersten kuratierten Marktplatz für Produkte „Made in EU“. Gründerin Michelle Kujawa und Co-Founder Hendrik Iserlohe verfolgen das Ziel, wirtschaftliche Souveränität, faire Produktion und europäische Sichtbarkeit im Netz zu vereinen – und damit einen neuen Standard im E-Commerce zu setzen.
Pressekontakt
Ansprechpartnerin: Michelle Kujawa
Mail-Adresse: presse@youro.shop
Zur Website: www.youro.shop
Zur Presse-Mappe: https://youro.shop/pages/presse